Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, verehrte Vertreter der Krieger- und Soldatenvereine, der Feuerwehr, des Gemeinderats, sehr geehrter hochwürdiger Herr Pfarrer Martin Popp,
wir haben uns heute hier versammelt, um am Volkstrauertag den Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken. Dies ist ein Tag der Erinnerung, aber auch ein Tag der Mahnung. Gerade in einer Welt, die von Konflikten und Unsicherheiten geprägt ist, erkennen wir den unschätzbaren Wert des Friedens. Doch ein Friedenswille allein reicht nicht. Er muss gelebt und verteidigt werden.
Mit dem Ergebnis der US-Wahl und der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hat sich die globale Sicherheitslage erneut verändert. In den kommenden Jahren wird die internationale Gemeinschaft vor großen Herausforderungen stehen. Uns hier in Europa führt dies vor Augen, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und dass wir als Europäer – als Menschen einer freien und demokratischen Gesellschaft – wachsam bleiben müssen. Die Weltpolitik zeigt uns leider oft genug, dass Abschottung und der Ruf nach Isolation langfristig immer zu Instabilität führen. Vor vier Jahren wurde unmittelbar der Abzug amerikanischer Streitkräfte aus Bayern diskutiert. Grafenwöhr und Hohenfels standen zur Debatte. Die Lage auf dem europäischen Kontinent hat sich seit der letzten Legislatur Donald Trumps wesentlich verändert. Der Ukrainekrieg stellt neue Fragen und sucht nun ab Januar 2025 neue Antworten.
Wenn wir heute auf die Geschichte blicken, erkennen wir, wie wichtig Wehrhaftigkeit ist. Im Kalten Krieg etwa – einem Konflikt, der Europa jahrzehntelang geprägt hat – war es die militärische Stärke und die Bereitschaft zur Verteidigung, die einen heißen Krieg verhinderte. Der NATO-Verbund und das Gleichgewicht der Mächte schufen eine Abschreckung, die entscheidend dazu beitrug, dass dieser Konflikt nicht eskalierte. Doch dies war nur möglich, weil Menschen bereit waren, für ihre Freiheit einzutreten und diese Freiheit – wenn nötig – auch mit der Waffe zu verteidigen.
Auch in jüngerer Zeit sehen wir, wie wichtig ein wehrhaftes Auftreten ist. Der andauernde Krieg in der Ukraine zeigt uns, dass Frieden oft nur gewahrt bleibt, wenn man den Willen und die Mittel hat, ihn zu schützen. Die Ukraine hat uns ein eindrucksvolles Beispiel dafür gegeben, dass der Wille zur Freiheit allein nicht ausreicht – es braucht die Fähigkeit, sich zu verteidigen, und die Unterstützung durch starke Partner. Wir alle müssen uns dieser Verantwortung bewusst sein. In Deutschland, in Bayern und auch hier in unserer Gemeinde. Viele von Ihnen tragen dazu bei, dass unsere Gesellschaft sicher und stabil bleibt, sei es durch Engagement im Ehrenamt, als Mitglied der heute versammelten Vereine, oder indem Sie einfach Verantwortung füreinander übernehmen. Doch gerade die eben erwähnten Umstände: die neue politische Lage in den USA, dem Krieg in der Ukraine und die erstmaligen dauerhaften Stationierung von Bundeswehrsoldaten in Litauen wird die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder einer allgemeinen Dienstpflicht beschleunigen. Die oft und gern belächelten Krieger- und Soldatenkameradschaften und die Reservistenverbände bekommen neue Relevanz.
Liebe Anwesende, die Nachhaltigkeit begleitet unsere Gemeinde seit fast 30 Jahren. Die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen hat sich dem Ziel des Friedens und der Gerechtigkeit verschrieben. Diese Ziele weisen uns den Weg in eine Welt, die auf sozialen Zusammenhalt und ökologische Nachhaltigkeit setzt. Doch auch sie mahnen zur Stärke. Ziel 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen – erinnert uns daran, dass Frieden nicht bloß durch Friedensgespräche entsteht. Es braucht eine Gesellschaft, die sich für Recht und Sicherheit starkmacht und die fähig ist, ja wehrfähig ist ihre Werte zu verteidigen.
Wir hier in unserer Gemeinde tragen dazu bei, dieses Ziel zu verwirklichen, indem wir zusammenstehen und für den Frieden eintreten – auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Die Ereignisse weltweit erinnern uns daran, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Er muss jeden Tag aufs Neue geschützt und verteidigt werden.
Möge dieser Tag des Gedenkens der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auch ein Tag der Ermutigung sein – dass wir uns bewusst werden, wie wertvoll der Friede ist und dass jeder von uns einen Beitrag dazu leisten kann. Gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit und eine stabile Zukunft für kommende Generationen.
Als sichtbares Zeichen und im Gedenken an alle Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft in der ganzen Welt lege ich diesen Kranz nieder.
Furth, 16.11.2024